schulprojekt-roxel-1920px.jpg

Schulprojekt: Mund auf – Angst raus

Matthias Utech
Team Migration und Stadtteilarbeit

Integrationsagentur

Tel. 0251 3788-85
Mobil 0160 9508 0463
matthias.utechdrk-muenster.de

Cheruskerring 19
48147 Münster

Im November 2021 führte die Integrationsagentur ein Schulprojekt mit 20 Jugendlichen der 7. bis 10. Klasse der Sekundarschule Roxel durch.

In zwei Gruppen haben die Jugendlichen, die alle Teil der neuen Schüler*innenvertretung sind, gemeinsam mit den Theaterpädagoginnen Anna Schweicher und Franziska Sommerfeld aufgedeckt, welche diskriminierenden Mechanismen und Strukturen es gibt. „Wir haben viele Spiele und auch Theater gespielt und anschließend darüber diskutiert“, fasst eine Jugendliche den Tag zusammen. „Das hat echt Spaß gemacht und wir haben gelernt, wie wir anderen noch mehr Respekt zeigen können.“

Gefördert aus dem Innovationsfonds des Amtes für Kinder, Jugendliche und Familien der Stadt Münster kooperierte die Integrationsagentur des DRK Münster mit der Sekundarschule Roxel, um Workshops zur Diskriminierungssensibilisierung anzubieten. Schulsozialarbeiterin Nathalie Foitzik und Matthias Utech von der DRK-Integrationsagentur begleiteten das Modellprojekt.

Was ist eigentlich fair und wie wirkt es sich aus, wenn verschiedene Gruppen ungleich verteilte Ressourcen haben? Wie fühlt es sich an, aufgrund irgendeines tatsächlichen oder gesellschaftlich zugeschriebenen Merkmals ausgeschlossen oder angefeindet zu werden? Dass es mehr als nur eine Variante von Diskriminierung gibt, war den Teilnehmenden schnell klar: Neben Rassismus, Islamfeindlichkeit und Antisemitismus sind auch die Diskriminierung von Homo- und Transsexuellen, Sexismus und Altersdiskriminierung weit verbreitet. „Ihr eigenes Verhalten mithilfe von Rollenspielen zu erkennen und sich selbst zu spiegeln, war eine wesentliche Erfahrung für die Jugendlichen. Sie haben nicht nur theoretisch darüber gesprochen, sondern es durch das Spielen auch emotional gespürt“, so Anna Schweicher. „Gemeinsam mit den Jugendlichen haben wir Verhaltensmuster analysiert und dann Handlungsstrategien entwickelt, die sich in den Schulalltag und auch das außerschulische Leben übertragen lassen“, ergänzt ihre Kollegin Franziska Sommerfeld.

Warum dieser ungewöhnliche Zugang zum Thema so wertvoll ist, erklärt Schulpädagogin Nathalie Foitzik: „Einerseits konnten wir durch dieses Modellprojekt die Schülervertreter*innen in ihrer Rolle stärken, sie hatten eine Bühne sich zu begegnen und sind dadurch auch als Gruppe zusammengewachsen. Zum anderen hat es die Jugendlichen auch auf einer unbewussten, emotionalen Ebene gestärkt. Im Workshop haben sie dann daran gearbeitet, diese Sensibilisierung ins Bewusstsein zu holen und handlungsfähig zu werden.“

„Ich glaube, dass viele von uns jetzt eine ganz andere Sicht auf die Dinge haben und sehen, wo überall Menschen diskriminiert werden“, berichtet eine Schülerin. „Ich habe gelernt, mit vielem einfach anders umzugehen und andere Vorstellungen zuzulassen, denn nicht alle Menschen ticken gleich und diese Vielfalt ist auch schön!“, erklärt sie weiter.

Anna Schweicher und Franziska Sommerfeld arbeiten in ihrer diskriminierungskritischen Praxis mit dem Konzept des Braver Space, also der Etablierung eines mutigen Raumes. „Lernprozesse zu Diskriminierung berühren Themen, die mit Unsicherheit und Verletzlichkeit verbunden sind“, erklärt Franziska Sommerfeld. „Die Etablierung einer wohlwollenden Atmosphäre ist daher Teil unseres Konzeptes. Wir bestärken das Erkennen von erlernten Mustern und Wörtern, die mit Diskriminierung zusammenhängen und wollen die kritische Auseinandersetzung mit diesen suchen.“

Die DRK-Integrationsagentur fördert ein gleichberechtigtes gesellschaftliches Miteinander und setzt sich für die Verbesserung der Teilhabechancen neuzugewanderter Menschen in Münster ein. „Um Vielfalt zu zeigen und Diskriminierung entgegenzuwirken, setzen wir unter anderem auf Projekte wie dieses“, so Matthias Utech vom DRK Münster. „Es wäre toll, wenn wir dieses Angebot ausbauen und verstetigen können, damit in Zukunft noch mehr Schulen davon profitieren.“